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DKW F89 Meisterklasse (unverglast)

 


Im Jahr 1953 erschien im Wiking-Programm erstmals die "DKW-Limousine", und sie verblieb dort bis ans Ende der unverglasten Periode. Letztmals erwähnt wurde sie in der Bildpreisliste des Jahres 1960, dort bereits im Preis gesenkt und für den endgültigen Abverkauf bestimmt.

Auch wenn Wiking wie so oft keine speziellen Modelltyp angab und allgemein von "DKW-Limousine" sprach, so lag dem Modell doch ein eindeutiges reales Modell zu Grunde, und zwar der DKW F89 Meisterklasse. Zwar war das Nachfolgemodell, der DKW F91 Sonderklasse, bis auf den Motor praktisch baugleich mit der Meisterklasse, es wurde aber erstmals im Jahr 1953 vorgestellt, also in dem Jahr, in dem auch das Wiking-Modell in den Handel kam. Betrachtet man die damaligen Produktionsabläufe, ist ein Bezug zur Sonderklasse eher unwahrscheinlich.

Es gibt jedoch auch Modelldetails, die eindeutig auf den DKW F89 hinweisen, wie im Folgenden nachgewiesen werden wird.


1. Karosserie-Varianten

Die Karosserie besteht aus einem Formteil, das derart gestaltet ist, dass es ohne Hinterschnitte und damit ohne Schieber in der Spritzgussform auskommt. Das heißt, dass das gespritzte Formteil durch alleiniges Öffnen der Form entformt werden kann und aus der Form herausfällt. Damit ist das komplette Formteil letztendlich konisch ausgebildet, was insbesondere für den Kühlergrill bedeutsam ist. Der DKW F89 besaß einen Grill mit neun Querleisten, von denen die von oben betrachtet erste, vierte und siebte etwas massiver ausgeführt waren. Auf diese Weise wurden die Querleisten optisch zu drei Gruppen zusammengefasst, die sich auch im Grill des Wiking-Modells als eine Art Treppe wiederfinden, ohne dass die einzelnen Querleisten gezeigt werden - was vermutlich bei dem damaligen Stand der Technik in 87facher Verkleinerung ohnehin unmöglich gewesen sein dürfte. Hier zeigt sich erneut die Maxime Friedrich Peltzers, nach der es darauf ankomme, das Wesentliche und nicht das Detail zu zeigen.



Das Nachfolgemodell, der DKW F91 Sonderklasse, bekam hingegen von seinen Konstrukteuren einen Grill mit nur noch fünf Querleisten, die sich im Wiking-Modell nicht wiederfinden lassen.

Das Heck des DKW ist mit den wesentlichen Merkmalen des Originals gestaltet, insbesondere wird die markante Kofferraumklappe mit den vier paarweise angeordneten Längsstreben vorbildgerecht dargestellt. Auch der Griff fehlt nicht. Die Rüchleuchten des Wiking-Modells sind grundsätzlich rot bemalt. Neben der silbernen Scheinwerferbemalung ist dies jedoch die einzige Bemalung des Modells.




Nach zwei Produktionsjahren wurde 1955 eine minimale Formänderung angebracht: Das Modell bekam die bis dahin fehlenden Türgriffe. Das Vorbildmodell F89 hatte in Höhe der B-Säule angeschlagene Türen, d.h. sie öffneten sich nicht wie heute üblich nach vorn, sondern nach hinten, was ihnen schnell den Spitznamen "Selbstmördertüren" einbrachte. Entsprechend sind die Türgriffe vorn an den Türen zu finden.


Links die Variante ohne, rechts die Variante mit Türgriffen

Von den Karosserievarianten ohne Türgriffe sind folgende Farben bekannt: Lilablau, Blassgrün, Silbergrau, Signalblau. Der Gelbe Katalog kennt zusätzlich noch die Farben Hellgelbgrau und Dunkelbraunweiß. Silbergrau wird hier als "Grau" und Signalblau als "Wasserblau" bezeichnet.

Bei der Variante mit Türgriffen fehlen die Farben Blassgrün und Signalblau, zusätzlich gibt es hier jedoch blauviolette, himmelblaue, mattgraublaue, dunkelmaigrüne, dunkelresedagrüne, olivgrüne, schwarze, anthrazitfarbene, betongraue, balsaltgraue, dunkelbasaltgraue, hellgelbgraue, blassbraune und dunkelbraunweiße Varianten - kurz: Die komplette übliche Farbpalette der Wiking-Modelle dieser Zeit ist vertreten. Etwas exotischer sind die Farben Blau- und Grünmetallic, die hier auch zu finden sind. Der Gelbe Katalog kennt zusätzlich noch Modelle in Leuchtgrün und Azurblau, mit denen aber möglicherweise Blassgrün und Mattgraublau gemeint sein können. Weder der Gelbe Katalog noch Carsten Saures Handbuch der alten Modelle liegen bekanntlich mit ihren Farbangaben immer richtig. Somit bleibt hier noch ausreichend Raum für Forschungsarbeit.


2. Varianten der Bodenplatte

Insgesamt gibt es nur zwei Formvarianten der Bodenplatte, die sich nur in einem Detail unterscheiden, dem Schlepploch. Mit dem Erscheinen des ersten unverglasten Abschleppwagens im Jahr 1954 (in den Varianten White und Henschel) war es der Spielbarkeit der Modelle geschuldet, Bodenplatten der PKW mit einem Schlepploch auszustatten, in welches der Abschlepphaken eingerastet werden konnte. Es ist also davon auszugehen, dass DKW-Modelle ohne Schlepploch nur in den Jahren 1953 und 1954 hergestellt wurden.

In der Anfangszeit der Produktion war die Bodenplatte noch weiß, bevor sie dann recht schnell silbern abgespritzt wurde. Es existieren folglich weiße und silberne Bodenplatten ohne Schlepploch, Bodenplatten mit Schlepploch sind grundsätzlich silbern.




Weiße Bodenplatte ohne Schlepploch



Silberne Bodenplatte mit Schlepploch

Die unterschiedlichen Bodenplatten-Varianten lassen sich den Formvarianten der Karosserie relativ eindeutig zuordnen. Karosserien ohne Türgriffe stehen immer auf Bodenplatten ohne Schlepploch, Karosserien mit Türgriffen immer auf solchen mit Schlepploch. Ein Solitärmodell mit lilablauer Karosse ohne Türgriffe, aber mit Schlepploch, wie es im Handbuch der alten Modelle gelistet wird, mag es gegeben haben, um die letzten alten Karosserien noch zu verwerten, es ist mir allerdings bisher nicht begegnet. Man sollte an dieser Stelle auch nicht vergessen, dass die Bodenplatten relativ leicht zu wechseln sind und derartige Modelle auch langen Winterabenden am Basteltisch entstammen können.


3. Was ist selten?

Aufgrund der unterschiedlich langen Produktionszeiträume ist es deutlich, dass Modelle ohne Türgriffe und Schlepploch seltener sind als Modelle mit diesen beiden Details. Schließlich wurden sie nur von 1953 bis 1954 hergestellt, also ca. ein Jahr. Unter diesen Modellen nehmen diejenigen mit einer weißen Bodenplatte nochmals eine Sonderstellung ein.
Die in der damaligen Zeit häufig verwendeten Blau-, Grau- und Grüntöne bei den Karosserien sind ebenfalls kein Zeichen für Seltenheit, aber es gab auch noch andere insgesamt seltener verwendete Farbtöne. Nachfolgend eine Auswahl der nicht ganz so häufig auftretenden Modellvarianten:



Silbergraues Modell mit weißer Bodenplatte, ohne Türgriffe und Schlepploch.


Himmelblaues Modell mit silberner Bodenplatte, Türgriffen und Schlepploch


Blauviolettes Modell mit silberner Bodenplatte, Türgriffen und Schlepploch


Schon durchaus etwas Besonderes: Modell in Grünmetallic, mit silberner Bodenplatte, Türgriffen und Schlepploch


4. Kurzer Blick in die Moderne

Zum Schluss noch ein paar kurze Bemerkungen zu den Modellen aus neuerer Zeit: Im Jahre 1977 - also noch unter der Aegide Friedrich Peltzers - kam der DKW F89 Meisterklasse erneut ins Programm, natürlich verglast und als "Veteran" geführt - und mit der korrekten Modellbezeichnung. Oft wurde und wird bei solchen Modellen gemutmaßt, es handle sich um Umbauten der unverglasten Form. Wie so oft ist dies auch hier nicht der Fall, wie die nachfolgenden Abbildungen zeigen.



Die Heckansicht zeigt nur geringe Unterschiede, während die Front erkennbar anders gestaltet ist.



Die Motorhaube des unverglasten läuft deutlich spitzer zu als die des verglasten Modells.



Die Form des unverglasten DKW wirkt gedrungener, flacher und ist auch unwesentlich länger. Der "Veteran" steht kurios hoch auf den Beinen.



Die Gestaltung des Kühlergrills des "Veterans" weist Hinterschnitte auf, hier wurde also mit Schiebern gearbeitet.

Gerade die Gestaltung des Kühlergrills macht deutlich, dass für den "Veteran" des Jahres 1977 eine völlig neue Form konstruiert wurde.

Bis heute ist das neue verglaste Modell immer mal wieder in Form von Auftrags- oder Werbemodellen erschienen, obwohl die Serienproduktion bereits 1989 endete - nach immerhin zwölf Jahren und damit fünf Jahre längerer Produktionszeit als beim unverglasten Vorgänger. Mit der Modellbezeichnung nimmt man es bei den im Anschluss an die Serie produzierten Modellen nicht mehr so genau: So kommt der F89 auch schon mal als F91 Sonderklasse daher oder gar als DKW 3=6, eine Bezeichnung, die auf einen Dreizylinder-Motor hinweist, der so laufruhig sein sollte wie ein Sechszylinder. Tatsächlich hatte der F89 als Vorbild nur einen Zweizylinder-Motor, einen Dreizylinder gab es erst vom F91 an. Gut, den Motor sieht man beim Modell nicht, sehr wohl aber den Kühlergrill, und der passt - wie oben gezeigt - nicht zum F91 und seinen Nachfolgern. Da war Herr Peltzer dann doch deutlich präziser als seine Nachfolger.



© 2000-2013
Michael Broer